Es herrscht wieder Krieg in Europa

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Der schwelende Konflikt zuwischen Russland und der Ukraine ist in einen offenen Krieg umgeschlagen. Die ukrainische Luftwaffe wie auch die Luftverteidigung wurden offenbar vernichtet. Russische Luft- und Raketenangriffe werden aus der ganzen Ukraine gemeldet. Auch die Hauptstadt Kiew soll betroffen sein. Berichten zufolge sollen russische Truppen im Osten, im Norden von Weißrussland und im Süden von der Krim aus die Grenze überschritten haben. Das Vorgehen Putins gegen die Ukraine scheint dem Drehbuch zu folgen, das Stalin für den Krieg gegen Finnland entworfen hat. Selbst der Vorwand ist der gleiche: Der angebliche Beschuss eines russischen Grenzpostens durch die ukrainischen Streitkräfte erinnert verblüffend an den Mainila-Zwischenfall von 1939.

Die Frage ist, was den Präsidenten Putin umtreibt. Bisher ist er als kühler Rechner aufgefallen. Er hatte, durch das Schaffen von Unruheherden in Georgien und der Ukraine, deren NATO-Beitritt verhindert. Hätte er nur Truppen in die „Volksrepubliken“ im Osten der Ukraine entsandt, hätte er Erfolg gehabt. Doch sollte er, wie es im Augenblick scheint, die gesamte Ukraine besetzen wollen, könnte das zu einem dauerhaften Problem für ihn werden. Wenn tausende, wenn nicht sogar zehntausende hasserfüllte Ukrainer einen Partisanenkrieg gegen die russischen Besatzer beginnen, beschert das Russland ein zweites Afghanistan. Das kann kaum Putins Ziel sein. Möglicherweise plant er, nur einen Teil der Ukraine zu besetzen. In dem Fall hätte er seinen Einflussbereich vergrößert und die Ukraine würde noch immer nicht der NATO beitreten.

Die Verlierer der Entwicklung sind die Ukrainer. Des Weiteren das russische Volk, so patriotisch gestimmt es im Augenblick auch sein mag. Dann auch die EU, vor allem Deutschland, das umfangreiche Handelsbeziehungen zu Russland hat und einen großen Teil des Erdgases von dort bezieht. Vor allem die EU trägt die Sanktionen gegen Russland, während die USA offensichtlich nicht die Absicht haben, auf die Ölimporte aus Russland zu verzichten.

Die USA können sich als Gewinner der Ereignisse betrachten. Sie können erheblich mehr Erdgas in die EU exportieren, die europäischen Staaten enger an sich binden und sich selbst moralisch erhöhen (ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht). Der NATO, deren Existenzberechtigung kaum noch jemand infrage stellt, bietet sich eine gute Gelegenheit, die Technologie, das operative und das taktische Vorgehen der russischen Streitkräfte genau zu studieren. Auch Wladimir Putin scheint zu den Gewinnern zu gehören. Doch hat sein Vorgehen den ukrainischen wie den russischen Patriotismus entfacht. Gerade letzteres ist nicht ungefährlich. Die Welle des russischen Nationalismus’ könnte Putin vor sich her treiben bzw. wegspülen. Er muss die Kontrolle behalten, sonst werden die Folgen für Russland und Europa gravierend sein.