
Für den außenstehenden Betrachter ist es nach wie vor schwierig bis unmöglich, unabhängige Informationen über den Kriegsverlauf zu bekommen. Wie bereits erwähnt, betrachten sich die westlichen Medien offensichtlich als Kriegspartei. Ihre antirussischen Ausfälle nehmen Formen an, die an die antideutsche Propaganda im ersten Weltkrieg erinnern. (Eigentlich hat sich das Vorgehen seit über hundert Jahren nicht geändert.)

Im Bemühen, die Russen zu dämonisieren, kommt es in den westlichen Medien auch vermehrt zu Widersprüchen: Einerseits wird behauptet, dass die russischen Truppen gezielt Zivilisten bombardieren würden. Andererseits heißt es, dass die Errichtung von Fluchtkorridoren aus den umkämpften Städten für die Zivilbevölkerung eine perfide Strategie der Russen wäre: Wenn es in den Städten keine Zivilisten mehr gäbe, könnten die russischen Angreifer rücksichtslos ihre überlegene Feuerkraft einsetzen. Die Unvereinbarkeit dieser Aussagen scheint niemandem aufzufallen.
Dass die russische Seite nun auch kein Hort der objektiven Berichterstattung ist, muss wohl kaum betont werden. In ihrer neuesten Story hieß es, dass in Euskirchen bei Köln ein sechzehnjähriger Helfer von ukrainischen Flüchtlingen totgeschlagen worden wäre, weil er russisch gesprochen hätte. Die Polizei von Euskirchen weiß allerdings nichts von dem Vorgang.
Unterdessen hat die Regierung in Kiew elf „antiukrainische“ Parteien verboten. Des Weiteren dürfen die ukrainischen Fernsehsender, die auch Nachrichten bringen, nur noch ein Einheitsprogramm zeigen. In Russland kam es in mehreren Städten wieder zu Demonstrationen gegen den Krieg. Dabei sollen etwa tausend Personen festgenommen worden sein.
Die russischen Operationen scheinen sich im Augenblick auf den Süden zu konzentrieren. Das Asowsche Meer kann nun fast als russisches Binnengewässer betrachtet werden. Allerdings wurde die Hafenstadt Mariupol bisher nicht eingenommen. Die wird hauptsächlich durch das ukrainische Asow-Regiment verteidigt. Dass dieses Regiment kapitulieren wird, kann als unwahrscheinlich gelten, da seine Angehörigen davon ausgehen, in keinem Fall zu überleben. Diese Annahme scheint berechtigt. Berichten zufolge sollen russische Spezialkräfte Angehörige des Asow-Regiments, gejagt und getötet haben. Diese wiederum hätten zuvor Zivilisten beschossen, die aus Mariupol fliehen wollten. (In russischen und griechischen Medien wird den Asow-Soldaten vorgeworfen, die Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.) Der Hass auf das Asow-Regiment sitzt in Russland tief. Ihm wird vorgeworfen, bereits 2014 mit großer Brutalität gegen die russischstämmige Bevölkerung in der Ostukraine vorgegangen zu sein. Es besteht sowohl aus ausländischen Söldnern, als auch aus ukrainischen Rechtsextremisten, teilweise aus Neonazis, die ihre politischen Überzeugungen übrigens nicht verheimlichen.
Derartige Überzeugungen scheinen in der Ukraine weiter verbreitet zu sein, als es sich die westliche Öffentlichkeit eingestehen möchte. Unlängst ist ein ukrainischer Fernsehmoderator mit einer verstörenden Aussage aufgefallen: „Ich weiß, dass ich als Journalist objektiv und ausgewogen sein muss, um Ihnen kaltherzig Informationen zu präsentieren. Doch ich sage Ihnen ganz ehrlich, insbesondere in einer solchen Zeit fällt es mit äußerst schwer, so weiterzumachen. Und zumal wir in Russland als Nazis, Faschisten usw. bezeichnet werden, erlaube ich mir, Adolf Eichmann zu zitieren, der sagte: ‚Um eine Nation zu vernichten, muss man als allererstes die Kinder vernichten. Denn wenn man ihre Eltern tötet, werden die Kinder erwachsen und Rache nehmen. Indem man die Kinder tötet, werden sie nie erwachsen und die Nation wird verschwinden.’ Den ukrainischen Streitkräften ist es laut Kriegsrecht und verschiedenen Konventionen, einschließlich der Genfer Konvention, untersagt, russische Kinder zu töten. Doch ich gehöre nicht zu den Streitkräften der Ukraine. Und wenn ich die Chance bekomme, Russen auszuschalten, werde ich diese jedenfalls wahrnehmen. Da Sie mich als Nazi bezeichnen, halte ich mich an die Doktrin Adolf Eichmanns und werde alles in meiner Macht stehende tun, um sicherzustellen, dass Sie und ihre Kinder niemals auf dieser Erde leben.“ Der besagte Moderator scheint einiges nicht bedacht zu haben. Er mag als Zivilist nicht der Genfer Konvention unterworfen sein, wohl aber dem ukrainischen Strafrecht. Des Weiteren hat er offensichtlich nicht bedacht, dass seine Ausführungen auch von der russischen Seite registriert würden. Das könnte verschiedene Konsequenzen nach sich ziehen. Die Seite news.de bezeichnet die Ausführungen des Moderators als gefälscht, ohne jedoch näher darauf einzugehen. Behauptung steht gegen Behauptung. Letztendlich muss der Leser entscheiden, wem hier zu glauben ist.
In seiner Betrachtung der Situation kommt der amerikanische pensionierte Oberst Douglas Macgregor zu folgender Einschätzung: Der Krieg sei bereits entschieden. Die ukrainische Armee könne ihrem Gegner nur noch Nadelstiche versetzen. Das langsame Vorrücken der russischen Streitkräfte sei keine Schwäche, sondern dem Ziel geschuldet, zivile Opfer und Sachschäden möglichst zu vermeiden. Würde Putin darauf keine Rücksicht nehmen, könne er innerhalb kürzester Zeit siegen. Dass die Ukraine den Kampf für sich entscheiden könne, sei reines Wunschdenken, woran auch die westlichen Waffenlieferungen nichts ändern würden.