W – Die universelle Alternativwährung?

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Vorbemerkung

Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. sind derzeit sehr gefragt. Doch es sind durchaus Nachteile erkennbar: Der Umgang mit ihnen ist umständlich und es ist ein gewisser Grad an Unsicherheit vorhanden. Je nach Anbieter kann es zu technischen Fehlern und sonstigen Sicherheitsmängeln kommen. Bisher waren die verschiedenen Kryptowährungen der staatlichen Kontrolle weitgehend entzogen. Es hat jedoch den Anschein, dass dieser Zustand bald der Vergangenheit angehören wird. Schließlich und endlich ist die Herstellung dieses Zahlungsmittels sehr teuer und enegrieintensiv.

Doch bietet sich eine Alternative zu den Krypto- und klassischen Währungen an: Die elektrische Arbeit (W). Der Anbieter der Währung garantiert den Umtausch in elektrische Energie oder genauer in elektrische Arbeit (messbar in Kilo- und Megawattstunden). Anstelle des Goldstandards gäbe es einen Stromstandard. Als Emittenten kommen Energieunternehmen in Frage.

Eigenschaften

Die Währung W kann ohne Umstände parallel zu den bestehenden Währungen eingeführt werden. Sie ist leicht in jede Währung konvertierbar. Die äußere Form wäre mit der einer klassischen Währung identisch. Sie könnte elektronisch und in Form von Banknoten ausgegeben werden. Wie jede Währung, hängt auch diese vom Vertrauen ab. Deshalb werden eher große Energieproduzenten, die eine entsprechende Menge an elektrischer Arbeit auch tatsächlich zur Verfügung stellen können, die neue Währung herausgeben. Dies kann in Eigenregie oder mithilfe von Banken geschehen. Möglicherweise wird es in dem Fall zu Fusionen von Banken und Energiekonzernen kommen. Oder zu entsprechenden Übernahmen in die eine oder andere Richtung.

Die Währung W würde alle Eigenschaften einer klassischen Währung (Äquivalenzgut, Zahlungsmittel, Rechenmaßstab, Wertaufbewahrung) aufweisen. So müssten sich die Banken nicht umstellen. Auch die üblichen Derivate (Kauf- und Verkaufsoptionen, Zertifikate, Hebelprodukte etc.) können herausgegeben werden. Die Einheit wäre, wie bereits erwähnt, die Kilowattstunde, die Megawattstunde oder die Gigawattstunde. Die (internationale) Währung W wird in den verschiedenen Staaten einen unterschiedlichen Wert haben, was die Arbitragejäger freut.

Vorteile

Im Gegensatz zu den bisherigen, in Form von elektronischem oder Bargeld vorliegenden, klassischen Währungen, liegt W ein tatsächlicher Wert zugrunde. Die Infrastruktur ist bereits vorhanden, sowohl für die Produktion und Verteilung von Geld als auch, falls tatsächlich gewünscht, von elektrischer Energie. Angebot und Nachfrage werden weltweit hoch sein. Unternehmen mit hohem Energieverbrauch können die Währung tatsächlich als Kaufoption nutzen (nicht zu verwechseln mit der o. g. Kaufoption auf die Währung an sich).

Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Einlösung der Währung in elektrische Energie zu 100 Prozent verlangt wird, können Energiekonzerne durch die Emission der Währung W mehr Strom verkaufen, als sie eigentlich produzieren. Banken können ihren Umsatz mit den entsprechenden Derivaten erhöhen (s. o.). Auch für diverse Entwicklungsländer wäre die neue Währung durchaus interessant.

Obwohl die Währung durch einen realen Wert gedeckt sein würde, wäre sie doch flexibler zu handhaben als ihre Vorfahren, die ehemaligen (durch Gold oder Silber gedeckten) Währungen.

Risiken

Bei jeder Währung besteht die Gefahr der Inflation und der Deflation. Betrachten wir den ersten Fall. Es wäre möglich, dass durch steigende Stromerzeugung und eine gleichzeitig einbrechende Nachfrage auch die Währung W an Wert verliert. Doch wie wahrscheinlich ist das? Allein der Energieverbrauch des Internets wächst stetig. Es könnte natürlich der Fall eintreten, dass Privathaushalte (durch eine Verbesserung der Sonnenkollektoren, Miniwindräder etc.) vermehrt ihren eigenen Strom erzeugen. Doch auch hier steigt der Verbrauch, so z. B. durch die beginnende E-Mobilität. Es wird vermehrt Haushalts- und Pflegeroboter geben, ganz zu schweigen von einer Verbreitung der Sicherheitstechnologie. Ein weiterer Punkt ist die Dezentralisierung der Industrie 4.0. Der Konsument wird wahrscheinlich vermehrt sein eigener Produzent. Der 3-D-Drucker ist ein Vorbote dieser Entwicklung. (Möglicherweise folgt der heimische Buchdruck.) Soweit der Verbraucher. Dass die Weltwirtschaft weniger Energie verbrauchen wird, ist im Augenblick auch nicht absehbar.

Wahrscheinlicher ist die Möglichkeit einer Deflation. Wenn die Nachfrage nach (elektrischer) Energie die Produktion übersteigt, wird dies natürlich auch Einfluss auf die Währung haben. Doch recht schnell werden neue Anbieter auf den Markt drängen; des Weiteren werden dann neue Methoden der Energieproduktion angewendet, die sich zuvor nicht lohnten.

Da es sich bei W um eine Parallelwährung handelt, werden vorausschauende Personen sie im Fall einer Inflation kaufen und bei einer Deflation verkaufen. Weil die Währung international ist, werden Inflation und Deflation nur dann von Bedeutung sein, wenn sie weltweit auftreten. Die Vielzahl der Anbieter hält auch die Gefahr einer Manipulation gering.

Ein möglicher Risikofaktor ist natürlich der Überwachungswahn der Politik. Der Ruf nach Regulierung erschallt immer dann besonders laut, wenn sich irgend etwas ihrem Einfluss zu entziehen sucht. Hier wird entscheidend sein, was sich als stärker erweist. Die hysterische Kontrollsucht des Staates oder die Lobbyarbeit der Konzerne. Eine Prognose ist an dieser Stelle nicht möglich.

Zusammenfassung

W ist eine durch elektrische Arbeit gedeckte, problemlos konvertierbare internationale Währung. Ihr Vorteil besteht darin, dass das Angebot von und die Nachfrage nach elektrischer Arbeit weltweit groß ist und weiter wächst. Die erforderliche Infrastruktur ist vorhanden. Inflation und Deflation werden durch verschiedene Faktoren gedämpft. Banken und Stromkonzerne haben das Potenzial, W relativ schnell einzuführen.

(Dieser Artikel erschien 2018 in einer Zeitschrift, die nicht mehr existiert.)